peter.becker.photography

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Hochzeitsfotografie – Die Konsequenzen meiner Entscheidungen

Man sollte eigentlich denken, dass ich für jugendlichen Leichtsinn zu alt bin, aber offenbar bin ich doch noch für die eine oder andere Überraschung gut.

In einem Anfall von Unzurechnungsfähigkeit und wider besseren Wissens habe ich meinem Kollegen H. zugesagt bei seiner Hochzeit die Rolle des Fotografen zu übernehmen.

Vorbereitungsphase

Nach ein paar Absprachen zu Zeiten/Locations habe ich eine grobe Idee was und wann mein Job sein wird, es wird also Zeit alles für den großen Tag vorzubereiten.

1. Technik

Damit ich auf alles mögliche reagieren kann, habe ich hier vermutlich etwas mehr aufgefahren als nötig:

Kameras:

  • 2x Canon EOS R7*

Objektive:

  • Canon RF 50mm f1.8 STM
  • Canon RF 35mm f1.8 Macro IS STM
  • Canon RF 15-35mm f2.8 L IS USM*
  • Canon EF 70-200mm f4.0 L USM

Zubehör:

  • Stativ, Speicherkarten, Blitze, Akkus/Batterien, Objektiv-Adapter

2. Location

Die Hochzeit findet in Grimm statt (wo ich mich so gar nicht auskenne), also war ich hier auf Hilfe vom Brautpaar und „Inspiration“ von Fotografen aus der Gegend angewiesen.

Eine Woche vor dem Termin habe ich mir die geplanten Orte angeschaut, damit ich eine Idee habe wie es da aussieht und welche Motive möglich sind.

Beliebt bei Hochzeitsfotografen der Gegend ist offenbar vor allem die Ruine des ehemaligen Klisters Nimbschen – vom Standesamt in 10 Minuten mit dem Auto erreichbar und mit ein paar interessanten Spots für Fotos.

Dazu noch etwas Mulde-Ufer und die Hängebrücke über die Mulde und wir hatten genug Plätze um für ein paar Fotos anzuhalten.

3. Ideen

Da ich bisher noch keine Hochzeit in der Form fotografiert habe und auch sonst nicht wirklich Menschen/Portraits meine Spezialität sind, habe ich viel in Foren gelesen (Tipp #1 ist üblicherweise „lass es lieber“) und mir Bilderserien von Profis angeschaut.

Das Rad an der Stelle neu erfinden würde meine Fähigkeiten dann doch deutlich übersteigen, also geht es vor allem darum die wichtigen Momente einzufangen und nix kritisches zu verpassen.

Der große Tag

Es ist so weit – heute wird es ernst für das Brautpaar und damit auch für mich.

Die Technik ist vorbereitet, alle Akkus geladen, alle Geräte geprüft, alle Objektive gereinigt und sicher verpackt.

Ich bin ausgeschlafen, habe ausreichend Koffein im System um mental auf der Höhe zu sein und der Anzug sitzt.

Auf nach Grimma …

1. Vorbereitung – die letzten Stunden vor dem JA

Der Vormittag ist eine Mischung aus „Ruhe vor dem Sturm“ und „Hektischer Geschäftigkeit“ – H. hat noch einen Termin beim Barbier des Vertrauens und zusammen mit seinem Trauzeugen haben wir dort den Tag entspannt gestartet.

2. Die Trauung

Fast alle waren fast pünktlich und hatten fast alles wichtige dabei … es kann losgehen und die Tränendrüsen einiger Gäste laufen sich schon warm.

Die Musik beginnt, die Braut kommt!

Jetzt nur keinen wichtigen Moment verpassen – beide Kameras am Mann – lieber eine Stunde mehr Bilder aussortieren!

Der Part war der vermutlich Anstrengendste für mich, da hier etwas zu verpassen mehr als unangenehm wäre.

3. Nach der Trauung – Fotos mit den Gästen

Mit dem Rathaus/Standesamt als Hintergrund sollten Bilder mit ALLEN anwesenden Gästen gemacht werden … wie schwer kann es schon sein ein paar Dutzend Leute dazu zu bringen zur gleichen Zeit in die gleiche Richting zu schauen und dabei auch noch angemessen freundlich zu schauen?!

Wenn ich mir anschaue wie selten das bei nur 5 Personen geklappt hat, ist es ein Wunder überhaupt Treffer zu haben.

4. Nach der Trauung – Fotos mit dem Brautpaar

Ok, die Pflichtaufgaben sind durch, jetzt kommt der anspruchsvolle Part … ein guter Zeitpunkt um unauffällig in Panik zu verfallen.

Schnell ein paar Fotos vom Brautpaar im schnittigen Hochzeits-Auto (Fiat 124 Spider 2000; Baujahr 1979) vor dem Rathaus und auf gehts.

Fiat 124 Spider 2000 Pininfarina

Die ersten Bilder an der Hängebrücke waren schnell im Kasten (auch wenn ich die ehrlich gesagt nicht so überzeugend finde) und mit ein paar netten Gratulationen von Passanten für das brandneue Ehepaar ging es weiter zur Klosterruine, bei der wir einige verschiedene Motive abgearbeitet haben. Hier waren dann die Ergebnisse eher das was ich mir vorgestellt habe – auch wenn ich Rückblickend noch Optimierungspotential sehe.

Als letztes gab es noch ein paar Fotos mit dem sportlich-grünen Oldtimer, bevor ich das Brautpaar für etwas Entspannung vor den nächsten Punkten auf der Tagesordnung entlassen konnte.

Hier gabs für mich auch erstmal eine Kaffee-Pause bis es dann zur großen Feier ging.

5. Sektempfang + Party

Die Feier mit Familie und Freunden war der enspannteste Teil für mich, weil es hier mehr darum ging ein paar Schnappschüsse zu machen und ich eigentlich nur darauf achten musste wenigstens ein Bild von jedem dabei zu haben.

Der Anschnitt der Hochzeitstorte war hier noch der letzte „offizielle“ Programmpunkt.

Für eine Weile habe ich hier eine der Kameras an den Trauzeugen J. – selbst Hobbyfotograf – abgegeben, damit er sich etwas austoben kann.

Mein Tag endete dann ca. 21:45 Uhr mit dem Aufbruch nach Hause – bzw. eigentlich endete er dann ein paar Stunden später, als ich den Inhalt der Speicherkarten auf  meinen PC und als Backup auch auf mein NAS übertragen hatte.

Entwicklung/Nachbearbeitung

In Summe habe ich mit beiden Kameras über 1500 Bilder gemacht – das Aussortieren war also nicht in 5 Minuten erledigt.

Inklusive der grundlegenden Entwicklung in Lightroom mit leichter Bearbeitung, habe ich (verteilt über ein paar Tage) so um die 20-25 Stunden aufgewendet.

Das war auch in etwas das was ich erwartet habe und dank der Geduld der beiden „Auftraggeber“ war es auch nicht zu stressig für mich.

Fazit

Ein paar Fragen, die sich am Ende stellen:

  1. War meine Vorbereitung ausreichend?
    Ich denke schon – klar wäre mehr sicher nicht nachteilig, aber ohne Praxis nützt die beste Theorie auch nix.
  2. War die Ausrüstung ausreichend?
    Ein Pol-Filter und vielleicht ein vND hätten nicht geschadet, aber im großen und ganzen war das schon in Ordnung.
    Die zweite Kamera war definitv nötig, da oft ein Objektivwechsel zu langsam gewesen wäre und das lichtstarke WW-Objektiv
  3. War ich der Aufgabe gewachsen?
    Ja … nein … jein?! Der Mangel an Erfahrung war nicht ganz so problematisch wie ich befürchtet hab, aber gerade im Paar-Shooting-Segment war sicher mehr drin (kreative Posen, das Brautpaar anleiten, Nutzung der Location, …).
    Beim Bearbeiten der Bilder in LightRoom kam schon ab und an das Gefühl auf „die Pose funktioniert nicht“, oder „das wirkt unnatürlich“ – aber immer dann, wenn das Brautpaar sichtbar Spaß hatte, funktionieren viele Dinge überraschend gut.
  4. Bin ich zufrieden mit dem Ergebnis?
    Ich glaube im Rahmen meiner Fähigkeiten (hinter der Kamera und bei der Bearbeitung) ist das Ergebnis in Ordnung.
    Fehlerfrei war es nicht, da wäre ein Profi treffsicherer gewesen, aber so vermessen das zu erwarten bin ich dann auch nicht.
  5. War das Brautpaar mit meiner Arbeit zufrieden?
    Ich hoffe es … zumindest wurde ich (noch) keinen Kopf kürzer gemacht weil ich es total versaut habe, und es gab genug Bilder mit denen man etwas anfangen kann.
  6. Würde ich wieder eine Hochzeit fotografieren?
    Eher nicht, zumindest nicht allein … wobei auch als zweiter Fotograf wäre es mir vermutlich zu viel Stress glaube ich.

 


* Ich habe mir für die Veranstaltung eine zweite Kamera und ein lichtstarkes Weitwinkel-Objektiv ausgeliehen – mit nur einer Kamera wäre mir das zu heikel gewesen, auch wenn ich meiner R7 durchaus vertraue mich nicht im Stich zu lassen.

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